Mehr Apps bedeuten nicht automatisch bessere Gesundheit, auch wenn der aktuelle Boom Digitaler Gesundheitsanwendungen (sogenannte DiGA) das nahelegen mag. Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung belegt: Die Zahl deutschsprachiger Gesundheits-Apps ist stark gestiegen, doch echte Qualität, wissenschaftlich belegter Nutzen und Datenschutz lassen oft zu wünschen übrig.
Deutschland hatte 2020 als erstes Land weltweit ein strukturiertes Erstattungsverfahren für DiGAs in der gesetzlichen Krankenversicherung eingeführt. Ärzte können diese Apps verschreiben, sobald diese nach erfolgreicher Prüfung zugelassen wurden. Ziel war es, innovative digitale Angebote leichter zugänglich zu machen und neue Geschäftsmodelle für Entwickler zu schaffen.
Die Analyse zeigt jedoch, dass das Wachstum vor allem quantitativ ist. Der Anstieg betrifft fast ausschließlich Apps, die Patientendaten für Werbezwecke nutzen. Qualitativ hochwertige Anwendungen mit nachweisbarem Nutzen haben dagegen kaum zugenommen. Die Anzahl an Apps mit wissenschaftlicher Begleitung ist nur geringfügig gestiegen, obwohl dies ein wichtiges Qualitätssignal für Patienten darstellt.
Für viele Entwickler sind die Hürden zur Erstattung durch die Krankenkassen weiterhin hoch. Die Vergütung im ersten Jahr nach Zulassung ist zwar attraktiv, jedoch konzentrieren sich viele Anbieter auf Apps, die Daten kommerziell nutzen. Niedrigere Einstiegshürden bei gleichzeitig reduzierter Vergütung könnten helfen, qualitativ bessere Apps auf den Markt zu bringen. Besonders gefragt sind Apps für psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes oder Migräne. Von aktuell 57 verordnungsfähigen DiGAs sind nur 44 dauerhaft im offiziellen Verzeichnis gelistet, 13 befinden sich in vorläufiger Aufnahme. Für Nutzer ist es oft schwer, gute von weniger hilfreichen Angeboten zu unterscheiden.
Hinweis: Insgesamt zeigt die Analyse, dass der digitale Gesundheitsmarkt in Deutschland rasant wächst. Qualitativ hochwertige Angebote bleiben jedoch die Ausnahme. Patienten - und auch Ärzte - müssen bei der steigenden App-Auswahl weiterhin genau prüfen, welche Anwendungen tatsächlich therapeutischen Mehrwert bieten.