Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Deutschen Zentrums für Altersfragen und der Technischen Universität Dortmund beleuchtet die informelle Pflege in Deutschland. Sie zeigt, dass Angehörige und nahestehende Personen die zentrale Stütze des Pflegesystems darstellen und einen Großteil der Pflege außerhalb professioneller Einrichtungen leisten.
Im Jahr 2023 waren in Deutschland rund 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig, die meisten von ihnen lebten „bei sich zu Hause“. Etwa 86 % wurden dort gepflegt, überwiegend von Angehörigen und Freunden. Pflege im eigenen Haushalt richtet sich vor allem an Partner, außerhäuslich vor allem an Eltern, Schwiegereltern oder Großeltern, ein Teil auch an Freunde. Die Studie zeigt, dass 64 % der Pflege außerhalb des eigenen Haushalts erfolgen, 36 % im Haushalt selbst.
Pflegende Angehörige sind überwiegend Frauen (64 %). Das Durchschnittsalter liegt bei 61 Jahren im eigenen Haushalt und 54 Jahren außerhäuslich. Innerhäuslich Pflegende sind oft im Rentenalter, außerhäuslich Pflegende meist erwerbstätig. Häufig erfolgt die Pflege gemeinsam: Während es innerhäuslich meist eine einzelne Person ist, sind es außerhäuslich in rund 70 % der Fälle mehrere Helfer. Pflegende Haushalte tragen häufig zusätzliche Kosten: innerhäuslich durchschnittlich 138 €, außerhäuslich 226 € pro Monat. Viele reduzieren dafür ihre Erwerbstätigkeit, was zu Einkommenseinbußen und höherer Abhängigkeit von Transferleistungen führt.
Die Bundesregierung prüft derzeit die Einführung eines Familienpflegegeldes oder einer Lohnersatzleistung, um pflegende Angehörige finanziell zu unterstützen. Wissenschaftler betonen jedoch, dass solche Maßnahmen nur einen Baustein darstellen und sie langfristige Pflegesituationen sowie Personen außerhalb des Erwerbslebens nicht ausreichend erfassen. Eine umfassende Entlastung erfordert die Stärkung der Pflegeinfrastruktur und eine finanzielle Stabilisierung der sozialen Pflegeversicherung.
Hinweis: Angehörige und Freunde bilden den größten informellen Pflegedienst Deutschlands. Ihre Bedeutung wird weiter zunehmen. Sozialpolitische Maßnahmen sind nötig, um Belastungen zu reduzieren und die Pflege nachhaltig zu gestalten.